Veranstaltungen in Südtirol 2020

Veranstaltung in Südtirol

 

Südtirol gegen Moskau wie David gegen Goliath

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15.09.2020 Mit einer krachenden Niederlage endete am Samstagnachmittag das Online-Blitzturnier zwischen dem CSK Merania und dem Schachverband Moskau. Die Russen setzten sich nach 90 Minuten klar mit 598 zu 99 Punkten durch. Ein Ergebnis, das man gegen die starke Auswahl der russischen Gegner neidlos anerkennen muss.

Vor etwas mehr als zwei Monaten kam diese Nachricht nach den Absagen sämtlicher Turniere in unserer Provinz zwar überraschend, aber auch wie gerufen: „Auf Einladung der Stadtverwaltung von Moskau könnten Südtiroler im September an einem Online-Schachturnier des Schachclubs Moskau teilnehmen“, hieß es in einer E-Mail von Mag. Lukas Pichler (im Bild oben links), dem Direktor des Russischen Zentrums Borodina in Meran. Das Angebot klang verlockend, also setzten sich der SSB-Präsident und dessen Stellvertreterin, Andreas Steger (rechts) und Carmen Lantschner (2. von rechts), sowie der Obmann des CSK Merania, Claudio Tomisich (2. von links), in der Meraner Schafferstraße mit Lukas Pichler und der Sekretärin Irina Metelizkaja an einen Tisch. Der Idee der „Meraner Schachtage“ wurde dabei der richtige Rahmen verpasst, wobei das Blitzturnier der krönende Abschluss sein sollte.

Natürlich gab es einen Hintergrund bei dieser Einladung: Der Moskauer Schachverband feiert das 90-jährige, der CSK Merania das 55-jährige Bestehen. Und im kommenden Jahr haben die Russen einen guten Anlass, sich an Meran zu erinnern. Dann sind es 40 Jahre her, dass GM Anatoli Karpov seinen WM-Titel gegen Viktor Kortschnoi erfolgreich verteidigte.

Großer Andrang war nicht zu erwarten. Dafür sorgte die zur Zeit herrschende Pandemie, die eine größere Menschenansammlung nicht zuließ. In einer normalen Situation wäre das sicher anders gelaufen. Im  Rahmen eines Simultanspiels spielte der in Südtirol bestens bekannte FM Sergejs Gromovs gegen 16 Nachwuchsspieler. Seinem Angebot, gegen 30 Spieler anzutreten, wäre man gerne nachgekommen, allerdings musste man für den Fall von schlechtem Wetter in die Räumlichkeiten des russischen Zentrums Borodina ausweichen. Das war aufgrund der aktuellen Bestimmungen nicht möglich.

Nach dem Auftakt am Donnerstag mit „Schach für alle“ schritt am Freitag der FIDE-Meister unter der strahlenden Sonne konzentriert von Tisch zu Tisch und führte an jedem Brett mit ruhiger und sicherer Hand seine Züge aus. Üblicherweise ist der Simultangeber dem Feld überlegen, und das zeigte sich auch bei dieser Gelegenheit. Nur in einem Fall fand der Meister seinen Meister: Niccolò Casadio trieb Gromovos Figuren in eine hoffnungslose Stellung, und diesem blieb nichts anderes übrig, als nach 26 Zügen die Waffen zu strecken. Für die  jungen Denksportler gab es eine Urkunde zur Erinnerung.

Schließlich folgte der dritte und letzte Tag der „Meraner Schachtage“, die mit einem Vortrag von Luca D'Ambrosio begann. Dieser referierte zur „Geschichte des Schachspiels in Meran“. Die Passerstadt lieferte mit den internationalen Schachkongresse der Jahre 1924 und 1926 und der Schach-WM zwischen Anatoli Karpov und Viktor Kortschnoi bis heute unvergessene Ereignisse.

Um 15 Uhr erfolgte der Startschuss zum Blitzturnier. Es fand auf einem eigenen Portal der Russen statt, dessen Layout und Turnierformen mit Lichess identisch sind. Für den Anlass stellte der CSK Merania einen Teil seiner Mitglieder zur Verfügung, zugeschaltet haben sich zudem fünf in Italien ansässige russische Staatsbürger und eine fünfköpfige Landesauswahl. Eigentlich hätte letztere aus starken einheimischen Denksportler bestehen sollen. Aber das Interesse daran war nicht besonders groß. Mit Stefan Moroder,   Stefano Bonagura und Sergejs Gromovs hatte das Meraner Team drei Titelträger in seinen Reihen, aber Moskau schien dem Wettbewerb größere Bedeutung zu schenken und fuhr schwere Geschütze auf. Wer genau die Spieler sind, die sich hinter den Pseudonymen verbergen, ist nicht immer auszumachen, aber zwei IM und eine WIM, Natalia Titorenko, waren sicher dabei. Und hinter dem Pseudonym „Prinz_florisel“ steckte mit Igor Glek auch ein Großmeister. Und auch der Rest war sicher nicht von schlechten Eltern: Der Salat war angerichtet.

Das Endergebnis von 589 zu 99 Punkten zugunsten Moskaus spricht Bände, und die Plätze eins bis 16 der Abschlussrangliste nahmen ausnahmslos die sehr souverän agierenden Spieler aus der russischen Hauptstadt ein. Ganz vorne: IM Arsen Kukhmazov, der 40 Punkte zum Gesamtsieg beisteuerte.

Erst auf Rang 17 der beste Spieler der Meraner Auswahl: Sergejs Gromovs erzielte in den elf Partien acht Brettpunkte, was 22 Punkte ergab. Bester Südtiroler war Stefano Bonagura, dessen 6,5 Brettpunkte in neun Partien 16 Punkte ergaben. 12 Punkte gab es für Stefan Moroder, der 5,5 Brettpunkte in sieben Partien errang. Auch für ihn ein tolles Ergebnis.

In Moskau schien das Blitzturnier von großer Bedeutung zu sein. So scheute man sich nicht, vom stärkemäßig ungleichen Vergleich eine Live-Übertragung auf dem eigenen Youtube-Kanal anzustrengen. Eine eben laufende Partie wurde kommentiert, als Kommentator fungierte Gleb Apryskho. Er ist ein internationaler Meister. Inm letzten übertragenen Spiel des Tages hat er das Spiel seines Landsmannes IM Evgeni Dragomaretzkij kommentiert, der gegen FM Bonagura spielte.

 

In dieser Stellung meinte Apryskho richtig, dass die weiße Stellung den Vorzug verdiene, schob aber gleich hinterher, dass der Bauernraub 1.Txc6 ein Fehler ist. Dragomaretzkij erkannte das nicht und spielte tatsächlich 1. Txc6? Nun hätte Bonagura, der eigentlich 1.Sxc6 erwartete, mit 1...h4+! den Spieß umdrehen und die Partie gewinnen können, aber an dieser Möglichkeit ging er vorbei. Nach dem „automatischen“ 1...Lxc6? 2. Sxc6+ erkannt er, dass er soeben daneben gegriffen hat und gab auf. „Schade, hätte ich gewonnen, hätten wir wenigstens 100 Punkte gesammelt“, meinte Bonagura.

Während die Übertragung auf dem Youtube-Kanal kurz darauf mit den Worten „bis zum nächsten Mal“ endete, ging es im Garten zur abschließenden Aufarbeitung. Dabei kamen auch Bürgermeister Paul Rösch und Daria Puschkowa, die Direktorin des russischen Zentrums für Wissenschaft und Kultur in Rom zu Wort. Claudio Tomisich meinte, „dass man beim Schach nicht nur verliert, sondern auch lernt“, worauf SSB-Präsident süffisant anfügte, dass ihm nach diesem Ergebnis die Worte fehlen…

Als Gäste wohnten auch Wadim Kmehl vom russischen Konsulat und Theo di Poli, der Vizepräsident vom russischen Zentrum Borodina in Meran, der Veranstaltung bei. Das Zentrum Borodina hat angekündigt, dem Schachspiel auch in der nächsten Zeit die Türen offen zu halten. Wer weiß, was aus dieser ersten Initiative noch entstehen kann.

 

Endstand:

Rg

Name

Club

Punkte

1

IM A_Kukhmazov

Moscow club

40

2

David_Akhmedov

Moscow club

40

3

TiredMsk

Moscow club

38

4

LM dimitryiiiIM

Moscow club

37

5

Yagr55

Moscow club

36

6

Dolphin_2012

Moscow club

36

7

Vladislav_Matyunin

Moscow club

36

8

LM space_man

Moscow club

34

9

GM Prinz_Florisel

Moscow club

34

10

ChampVova

Moscow club

32

 

Weiters

 

 

17

FM Gromovs Sergejs

Merano Club

22

21

FM Bonagura Stefano

Merano Club

16

22

FM Moroder Stefan

Merano Club

12

25

Zuev_Mikhail

Merano Club

8

26

Teutsch Alexander

Merano Club

8

27

Edik144

Merano Club

6

28

Bernardi Ruben

Merano Club

5

29

Battiston Claudio

Merano Club

4

30

Bovo Paolo

Merano Club

4

31

Lantschner Carmen

Merano Club

3

32

Shamilov Marco

Merano Club

2

33

Sbalchiero Lorenzo

Merano Club

2

34

Casadio Niccolo

Merano Club

2

35

Rubinstein Kamilla

Merano Club

2

36

Avolio Luca

Merano Club

2

37

Pampaleone Andre

Merano Club

1

38

Martorelli Sandro

Merano Club

0

39

Zappi Adriano

Merano Club

0

40

Rubino Samuel

Merano Club

0

41

Steger Andreas

Merano Club

0

42

Tomisich Claudio

Merano Club

0

43

Scarpellini marco

Merano Club

0

44

Doromeychuk Anton

Merano Club

0

45

Degaudenz Fabio

Merano Club

0

Veranstaltung in Südtirol

 

Meraner Schachtage: Moskau fordert Meran heraus

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07.09.2020 Wenngleich das Veranstalten von Schachturniern derzeit von strengen Regeln begleitet wird, muss man nicht vollends darauf verzichten. Online spielen, das geht ohne Probleme. Am kommenden Samstag kommt es zu einem freundschaftlichen Vergleich zwischen den Schachclubs Moskau und Meran und einigen ausgewählten Spielern im Rahmen der Meraner Schachtage.

Zwei Schachclubs – zwei Jubiläen: Auf der einen Seite der Verband aus der russischen Hauptstadt Moskau, der sein 90. Gründungsjahr feiert, auf der anderen der einheimische Verein CSK Merania, den es auch schon seit 55 Jahren gibt und in den 60-er Jahren so etwas wie der einheimischen Branchenführer war. Da liegt ein Vergleichskampf in der Luft.

Anlass zu diesem Online-Treffens ist aber ein anderes Jubiläum. Wie es heißt, planen die Russen einen Besuch in der Passerstadt im kommenden Jahr, um dann den Titelgewinn Anatoli Karpovs vor 40 Jahren zu würdigen. Wie man sieht, ist der damalige Gewinn des Weltmeistertitels über Viktor Kortschnoi auch heute noch in Russland wie auch hierzulande in bester Erinnerung geblieben.

Gespielt wird auf dem Portal mskchess.ru, wobei auf beiden Seiten mit dem Einsatz von 21 Spielern gerechnet wird. Jedem Spieler stehen dabei fünf  Minuten plus drei Sekunden Zuschlag pro Partie zur Verfügung.

 

Veranstaltungen in Südtirol

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Coronavirus gegen Grödner Festival 1:0

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06.04.2020 Beim 5. Grödner Festival ist die erste Entscheidung gefallen, und das, obwohl es überhaupt noch nicht angefangen hat: Die Coronavirus-Pandemie hat das Organisationsteam des für Ende Juni geplanten internationalen Schachturniers von St. Ulrich in die Knie gezwungen. Mit anderen Worten: GM Nisipeanu und Co. kommen in diesem Jahr nicht.

Früher als zunächst angekündigt hat Ruben Bernardi die Konsequenzen gezogen und mitgeteilt, dass das 5. Festival „ad Gredine“ in diesem Jahr nicht stattfinden wird. Und den Grund muss man wirlich nicht mehr hinterfragen, man kann es ohnehin nicht mehr hören, aber stellen muss man sich der Gefahr im täglichen Leben nun einmal trotzdem. Und das wahrscheinlich noch für einige Wochen, wenn nicht Monate. So sah man es auch in Gröden: „Da die weitere Entwicklung der aktuellen Situation in den kommenden Monaten nicht vorhersehbar ist, fühlen wir uns nicht in der Lage, das Turnier unter voller Berücksichtigung der Sicherheitsbedingungen gegenüber Schiedsrichtern, Teilnehmern und Zuschauern zu organisieren,“ heißt es in einer Mitteilung. „Unser Ziel war es sicherlich, ein Turnier zu organisieren, das sich auf das Schachspiel konzentriert, ohne eine mögliche Ansteckung befürchten zu müssen, ohne Masken tragen zu müssen oder Mindestabstände zwischen den Tischen einzuhalten, und Spieler auszuschließen, die nicht nach Italien einreisen dürfen“, schreibt Bernardi.

Der Präsident des SC Gröden schließt die Mitteilung mit einer Meldung ab, die zuversichtlich stimmt, in dem er die Ausrichtung des Turniers für 2021 in Aussicht stellt.

 

 Bozner Open 2020

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Dieses Turnier hatte viele Sieger

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25.02.2020 War es so geplant oder nur ein Zufall, dass das 15. Bozner Open an einem so genannten palindromischen Tag,dem 02.02.2020, endete? Solche Tage, an denen das Datum in beiden Richtungen lesbar ist, sind extrem selten, aber an der Tag wollte es, dass sich die Turnierbücher mit Besonderheiten füllen...

 

· Für ein positives Glanzlicht sorgte Jonas Unterweger. Der Sieger des C-Opens war an diesem Tag exakt 8 Jahre und 231 Tage alt, als er bis dato seinen größten Erfolg erzielte. Dem Schreiber dieser Zeilen ist nicht bekannt, dass es auf Südtiroler Boden jemals einen Sieger eines internationalen Turniers gab, der jünger war. Seine Ziele? Da seine anderen Hobbys wie Fußball, Skifahren und Eislaufen kaum Zeit für das Schachspiel übrig lassen, beschäftigt er sich mit Schachrätseln, möchte sich aber künftig mit Endspielen und Eröffnungen befassen, um sich zu verbessern. Spricht hier ein kommender Meister?

 

· Sieben Spieler im ersten Punktrang: Das hat es bislang auch noch nie gegeben. Dabei sind die Bozner Open schon des öfteren zu Ende mit einem so genannten „toten Rennen“ zu Ende gegangen; im besonderen in Erinnerung dürfte die Auflage von 2017 sein, bei der mit GM Drazic und FM Andre Spornberger gleich zwei Spieler mit einer hundertprozentigen Ausbeute (fünf aus fünf) das Turnier abschlossen. Die meisten Spieler im ersten Punktrang gab es bislang 2011, als vier Spieler das Endklassement anführten. Sieger damals: FM Patrick Scharrer.

 

· Plant da jemand ein Comeback? Unter den Teilnehmern des B-Opens befand sich ein alter Bekannter, der den jüngeren Südtiroler Generationen kaum bekannt sein dürfte. Erwin Mumelter, in den 80-er Jahren Präsident des „Südtiroler Schachbundes“ hat die Schachfiguren bei größeren Turnieren fast drei Jahrzehnte lang ruhen lassen, aber verlernt hat es der 67-jährige nicht, wie sein fünfter Platz zeigt. Und neue Motivation hat er anscheinend auch bekommen.

 

· Mit 116 Teilnehmern bestritten so viele Spieler wie noch nie das Bozner Open. Mit anderen Worten: Es gab eine Rekordbeteiligung. So schön das auch ist, so betrüblich ist es im nachhinein, da die hohe Beteiligung eine dicke Stange an Mehrkosten verursacht, wie Turnierdirektor Luca D'Ambrosio bilanziert. Die Teilnehmer zeigten sich allerdings von der besonderen Spielathmosphäre im Schloss Maretsch begeistert. Will heissen: Anders als so kann man es sich eigentlich kaum noch vorstellen. Oder: Bitte noch einmal!

 

· Der neue König von Schloss Maretsch, IM Radoslav Gajek, hat mit seinem Turniersieg ebenfalls einen Rekord beim Bozner Open aufgestellt. Er ist der erste Spieler, dem nach fünf Runden vier Punkte zum Turniersieg ausreichten. Außerdem der erste Österreicher, der Bozen als Turniersieger verlässt. Bisher fanden sich Sieger aus Italien, Kroatien, Deutschland und Serbien in den Siegerlisten des Bozner Opens.

 

· Noch einmal Gajek: Er hat es sich nicht nehmen lassen, sein langes und spannendes Duell gegen Alberto Barp zu kommentieren und lässt uns dabei an seinen Gedankengängen teilnehmen.Vielen Dank dafür!

 

FM Alberto Barp (2369) – IM Radoslav Gajek (2423)

Königsindisch E65 (Kommentar: Radoslav Gajek)

Die Turniersituation war für mich kritisch. Wegen der schwachen Buchholz-Wertung war ich an zweiter Stelle - eben nach meinem Gegner. Ausser mir und Alberto gab es noch einen Spieler, der drei Punkte aus drei Partien hatte (Anm. d. Red.: Max Spornberger). Grundsätzlich kam nur der Sieg für mich in Frage. Nach einem Remis hätte ich mich immer noch bedroht gefühlt.

1.d4 g6 2.Sf3 Lg7 3.g3 Eine kleine Überraschung; ich habe gewusst, dass mein Gegner ein d4-Spieler ist, aber die Variante mit g3 in Königsindisch habe ich in keiner Partie von ihm gesehen.

3...Sf6 4.Lg2 0–0 5.c4 c5 6.Sc3 d6 7.0–0 Sc6 Eine klassische Stellung, ich habe jetzt d5 erwartet.

8.dxc5 8.d5 Sa5 9.Sd2 a6 führt zu einem komplizierten Spiel. Die Variante fand ich gut für diese Partie, weil ich auf jeden Fall auf Gewinn spielte.

8...dxc5 9.Lf4 Mein Gegner wäre mit Remis zufrieden gewesen, die Variante mit 8...dxc5 ist nicht die kritischste, aber die solideste.

9...Le6 10.Se5 Der Punkt ist, dass alles abgetauscht wird.

10...Sxe5 11.Lxe5 Da5!? Dafür habe ich ein paar Minuten überlegt. In Frage kam auch 11...Db6 aber nach 12.Db3 gefiel mir die Stellung nicht. Nach 11...Sd7 sagt die Theorie 12.Lxg7 Kxg7 13.b3 (13.Lxb7 Tb8) 13...Dc7=.

12.Lxb7 Tad8 13.Da4 Dxa4 14.Sxa4 Lxc4 15.Sxc5 Lxe2 16.Tfe1 Lg4 Ursprünglich wollte ich 16...Lc4 spielen um dann auf d5 tauschen zu können. Doch habe ich auch ein Hindernis gesehen: 17.Tac1 Ld5 18.Lc7 Tde8 19.La6. Meine Türme stehen sehr passiv und höchstwahrscheinlich kann ich den a2- Bauern nicht nehmen. Alle weißen Figuren sind dominant.

17.Tac1 Sd5 Der Läufer auf g4 spielt schon eine wichtige Rolle: Er kontrolliert das Feld d7.

18.Kg2 Mein Gegner wartet ab. Folgende Variante 18.Lxg7 Kxg7 19.Lxd5 Txd5 20.Txe7 Tc8 hätte nicht zum Erfolg geführt. Weiß hat zwar einen Bauern mehr, aber eine schwache erste und zweite Linie und die weißen Felder beim König sind auch schwach. Hier hätte ich schon lieber Schwarz.

18...f6! Ich musste dringend ein Gegenspiel finden.

19.Lb8! Der einzige Zug, ehrlich gesagt habe ich ihn nicht gesehen. Sonst hätte mein Gegner seinen Läufer gegen meinen Springen tauschen müssen.

19...Lh6 Nur die Effektivität und Schnelle können mir helfen. 

20.Tc4 Ld2 21.Ta1! Ungewöhnlich aber sicher.

21...Sb6 So gelang es mir den Angreifer des Gegners abzutauschen. 22.Txg4 Txb8 23.Td4 Tfd8 24.Txd8+ Txd8 25.Td1 Sc4 26.Se4 Oder 26.Sb3 Sa5 mit Ausgleich.

26...f5 27.b3 Sa5 28.Txd2 Txd2 29.Sxd2 Sxb7 30.Sc4 Kf7 31.f4 Ke6 Hier habe ich noch gehofft, dass ich besser stehe, weil mein König doch besser zentriert ist.

32.Kf3 Kd5 33.Ke3 Sc5 34.Se5 Hier hat mir mein Gegner das Remis angeboten. Ich habe mir kurz überlegt und abgelehnt, was ich später bereut habe. Die Turniersituation hat mich zu stark beeinflusst.

34...g5?! 35.Sf3! Ich habe mir die Schwächen gebildet und der weiße Springer ist zu schnell.

35...g4 36.Sd4 e6 37.Sb5 Hier habe ich einen Berechnungsfehler gemacht.

37...a5 Ich musste so spielen, da 37...a6 nicht geht wegen 37...a6 38.Sc7+ Kd6 (oder 38.Kc6) 39.b4!! Das hatte ich übersehen. Das Bauernendspiel ist für Schwarz verloren. 

38.Sc3+ Kd6 39.Kd4 Sd7 40.Sb5+ Kc6 41.Sa3!+- Der Bauer, der auf a5 gehen musste ist jetzt eine Schwäche. Die Stellung ist schon für mich verloren.

41...h5 42.Sc4 Kb5 43.a3 Während der Partie habe ich noch hier gedacht, dass alles in Ordnung ist. Wieder habe ich eine taktische Möglichkeit 43....Sc5 44.Sxa5! übersehen. Leider, deswegen musste ich eine andere Chance suchen.

43...a4 44.bxa4+ Kxa4 45.Se5 Sf6 46.Sd3 Kxa3 47.Ke5 Sd5 48.Kxe6 Se3 49.Se5 Kb4 50.Sc6+ Kc3 51.Se7 Sf1 52.Kxf5 Sxh2 53.Kg5 Kd4 53...Sf1 54.Sf5 Kd3 55.Kxh5 Ke4 56.Kxg4 Sh2+ 57.Kg5 Sf3+ 58.Kg6+-.

54.f5 Ke5 55.Sg6+ Kd6 56.Kxh5 Kd7 57.Kg5 Ke8 58.Se5 Ke7 59.Sxg4 Sf3+ 60.Kf4 Sd4 61.Se3 Se2+ 62.Kf3 Sd4+ 63.Ke4 Se2 64.g4 Kf6 65.Sd5+ Kg5 66.Ke5 Meiner Meinnung nach war 66.f6 einfacher.

66...Sg1 67.Se3 Sf3+ 68.Ke6 Kf4 Trotz zwei Bauern mehr war der Gewinn immer noch nicht so einfach aber hier hat mein Gegner den Gewinn losgelassen:

69.f6?? 69.Kf6 war der Gewinnzug. Nach 69...Kxe3 70.g5 sind die Bauern nicht zu stoppen.

69...Sg5+ 70.Kd5 Kxe3 71.Ke5 Sf3+ 72.Kf5 Sd4+ 73.Kg5 73.Kg6 Kf4 74.f7 Se6 75.Kf6 Sg5 76.f8D Sh7+=.

73...Ke4 74.f7 Ke5 75.Kg6 Se6 76.g5 Sf8+ 77.Kg7 Se6+ 78.Kh6 78.Kg8 Kf5=

78...Kd6! Der König muss auf f8 kommen.

79.g6 Ke7 80.Kh7 Kf8 1/2–1/2

Glück im Unglück: Ich habe übertrieben aber doch die Partie gerettet. Doch war die Turniersituation nach dem Remis noch schwieriger. Es gab fünf Spieler mit 3,5/4 und ich war immer noch auf dem zweiten Platz.

 

 

 

 

15. Bozner Open

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IM Radoslav Gajek erobert den Maretscher Thron

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02.02.2020  Nach drei Tagen endete in Bozen auf Schloss Maretsch das 15. Bozner Open. Dem Ausrichter um Turnierdirektor Luca D'Ambrosio dürfte gerade diese Austragung lange in Erinnerung bleiben, denn einen derart spannenden Ausgang gab es in den voraus gegangenen 14 Turniere noch nie.

Den Sieg dieser 15. Auflage trug IM Radoslav Gajek (im Bild) davon. Darüber muss man sich gewiss nicht wundern. Er war mit 2423 die Nummer eins der Setzliste und wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Doch dass es so knapp sein würde, das hätte man nicht wirklich erwarten können. Am Ende der fünf Runden sorgten sieben Spieler für ein totes Rennen. Doch der Reihe nach.

Nachdem FM Barp, IM Gajek und FM Max Spornberger an den ersten beiden Turniertagen ihr Soll zu 100 Prozent erfüllten, begegneten sich Barp und Gajek in der vierten Runde am ersten Brett. Sie trennten sich remis. Denselben Ausgang gab es am zweiten Brett zwischen Max Spornberger und FM Andrea Dappiano. Auf den nächsten beiden Brettern gab es hingegen zwei Sieger. FM Davide Olivetti bezwang Martin Pichler und Gerardi Saverio gab FM Andre Spornberger das Nachsehen. Damit vergrößerte sich die Spitzengruppe auf fünf Spieler.

Nur wer siegt, der gewinnt: Das war die Devise, mit der die Spieler aus dem führenden Quintettt den Kampf in der Schlussrunde aufnahmen. Aber keiner vermochte das Schlussspiel für sich zu entscheiden. Den Druck auf die Sieganwärter erhöhten die Spieler aus der Verfolgergruppe mit drei Punkten. Zum Leidwesen von FM Olivetti, der gegen den Österreicher Thomas Bauer unterlag, womit dieser auf vier Punkte kam. Ebenso gewann Niccolò Tiraboschi seine Partie gegen Michael Seebacher, womit auch dieser seinen vierten Punkt einstrich. Am vierten Brett spielten zwei weitere Spieler mit je drei Punkten gegeneinander. Das Duell zwischen FM Micheli und FM Dappiano  entschied letzterer für sich. Auch er erhöhte sein Punktekonto auf vier.

Auf dem ersten Brett kämpften unterdessen FM Max Spornberger und IM Gajek verbissen um die Möglichkeit, als Solosieger den schönsten Turniersaal Südtirols zu verlassen. Doch nachdem auch hier der friedliche Schluss unterschriftsreif war, begann das Rechnen: Gajek trug erst mit der vierten (!) Wertung, dem besseren Elodurchschnitt der Gegner, den Sieg davon. Barp und Dappiano komplettieren das Siegespodest, Tiraboschi, Max Spornberger, Bauer und Gerardi kamen in dieser Reihenfolge auf die Plätze vier bis sieben.

Auch das C-Open endete mit einem toten Rennen und sechs Spielern im ersten Punktrang. Der Sieg mit der besseren Wertung ging an Jonas Unterweger vom ASC J. Richter/Lask vor Danilo Pasin und Tiziano Agnoli. Lediglich Alexander Benvenuto sorgte im B-Open für einen Solosieg. Mit seinem Schlussrundensieg über den zu diesem Zeitpunkt führenden jungen Grödner Raphael Insam konnte Benvenuto diesen noch abfangen und den Turniersieg einheimsen. Insam als Zweiter und Gabriel Ellmund sorgten dafür, dass das Podest ausschließlich von Südtirolern besetzt ist.

Ein weiterer Bericht über das 15. Bozner Open folgt.

Zu den Ergebnissen

ASV Südtiroler Schachbund

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Auf Schloss Maretsch wird wieder Schach gespielt

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01.02.2020 Seit gestern Abend bevölkern in Bozen 116 Schachfreunde, die sechs Nationen repräsentieren, das Schloss Maretsch und geben sich alle Mühe, morgen Abend zum „König“, sprich zum Sieger des fünfrundigen Bozner Opens gekürt zu werden. Die Anwärter darauf haben sich positioniert.

Im A-Open sind 45 Spieler an den Start gegangen, darunter sechs Fide-Meister und ein internationaler Meister. Dieser vertritt die rot-weißen-roten Farben Österreichs und führt die Setzliste als Elofavorit an. Den Titelträgern haben ihre Gegner den Turnierauftakt so schwer wie nur irgendwie möglich gemacht. So mussten FM Andre Spornberger und FM Andrea Dappiano bereits am ersten Turniertag halbe Punkte abgeben. Dagegegen zeigten sich die von der FIDE ausgezeichneten Schachmeister in der heutigen Vormittagsrunde von ihrer besten Seite und gingen an allen Brettern als Sieger hervor. Allerdings musste IM Gajek dafür am wenigsten arbeiten: Sein Gegner erschien nicht.

Nach zwei von fünf Runden versammelten sich die acht Spieler mit vollem Punktkonto auf den ersten vier Brettern. Dabei konnten sich der SSB-Ranglistenerste FM Alberto Barp, IM Gajek und FM Max Spornberger jeweils mit den schwarzen Steinen durchsetzen, letzterer im bisher einzigen Duell zwischen zwei Titelträgern gegen FM Carlo Micheli. Aus der Reihe tanzte der für den Ausrichter spielende FM Davide Olivetti, der gegen Saverio Gerardi remis spielte.

Damit steht ein Trio mit drei Punkten an der Spitze des Zwischenklassements: Neben FM Max Spornberger sind das FM Barp und IM Gajek, die sich morgen auf dem ersten Brett gegenübersitzen.

Im B-Open mit 36 Spielern haben sich Gabriel Ellemund und Raphael Insam mit drei Punkten an die ersten beiden Plätze gesetzt, im Open C führt mit Daniele Pasin und Luigi de Bernardis ebenfalls ein Duo.