39. SMM 2007/08 - Finale in Klausen

Ein Titel wie ein Himmelsgeschenk

Die SG Tramin/Kaltern ist neuer Landesmeister 2008

 

In einem an Spannung kaum zu überbietenden Finale hat die Spielgemeinschaft Tramin/Kaltern im Dürersaal von Klausen die 39. Südtiroler Landesmeisterschaft gewonnen. Das Überetscher Sextett profitierte dabei von den Niederlagen des Tabellenführers Bruneck/Brixen und des Verfolgers Naturns Jambo, die bei diesem denkwürdigen Anlass den möglichen Titelgewinn in den letzten Minuten aus der Hand gaben. 

 

 

Die Ausgangslage für Naturns Jambo war klar: Nur ein Sieg bei einem gleichzeitigen Punktverlust des Spitzenreiters Bruneck/Brixen würde dem Team mit FM Josko Mukic den Weg zum Titel ebnen. Doch auf der anderen Seite  saß mit Ehrenburg eine Mannschaft, gegen die Naturns die letzten drei Begegnungen nicht gewinnen konnte.  Mukic eröffnete schließlich den Reigen der entschiedenen Partien mit einem Remis gegen Matthias Gatterer. Nur wenig später willigte auch Hans Unterthurner in die Punktteilung ein.

 

Im Spitzenspiel der Runde zwischen Bruneck/Brixen und Gröden ereignete sich lange Zeit wenig. Nur zwischen Stefan Moroder und Daniel Brenninger zeichnete sich eine Punktteilung ab, die schließlich per Handschlag unter Dach und Fach gebracht wurde.

 

Am Nebentisch befand sich Naturns Jambo inzwischen Programm gemäß auf der Siegerstraße: Hanspeter Kaserer streichte den Punkt gegen Alex Messner ein.  Aber Patrick Scharrer kam gegen Lino Mairhofer über ein Remis nicht hinaus. Naturns führte mit 2,5:1,5 und war zu diesem Zeitpunkt Landesmeister.

 

Dann ging es im Spitzenspiel Schlag auf Schlag weiter: Patrick Moling reichte seinem Gegenüber, Martin Oberrauch, die Hand zum Zeichen der Aufgabe. Doch damit nicht genug: Auch Rainer Demetz knöpfte seinem Brunecker Gegner, FM Carlo Micheli, den Punkt ab. Damit stand es bereit 0,5:2,5 aus der Sicht des Tabellenführers. War damit schon eine Vorentscheidung gefallen?

 

Während sich beinahe der gesamte Spielsaal auf das Geschehen rund um Naturns und Bruneck/Brixen konzentrierte, erspielte sich die SG Tramin/Kaltern inzwischen eine 2:1-Führung gegen Gries heraus. Gerhard Bertagnolli, selbst siegreich gegen Martin Paulmichl, sah man nach den Punktteilungen auf dem ersten und vierten Brett erstmals mit geballter Faust. Und die Freunde wurde wenig später noch größer, als Nicholas Paltrinieri gegen Max Spornberger die Führung auf 3:1 ausbaute. Doch in den Gesichtern machte sich breites Stirnrunzeln bemerkbar: Die Stellungen auf den übrigen Brettern gaben dazu reichlich Anlass...

 

Inzwischen stellte Ehrenburg mit Tobias Flatscher den 2,5:2,5-Ausgleich gegen Naturns her. Jetzt lag die Entscheidung in den Händen von Christoph Pichler und Martin Mitterhofer.

 

Der Spitzenreiter schöpfte neue Hoffung, als Michl Sader den Rückstand um einen Punkt verkürzte. Bei den Überetschern traten die ersten Befürchtungen ein: Horst Kerschbaumer gab gegen Harald Niederstätter, der mit 8,5 aus zehn eine glanzvolle Saison abschloss, auf. Damit stand es zwar 3:2 für Tramin/Kaltern, aber Jubelstimmung kam nicht auf: "Elmar wird die Partie wohl verlieren", hieß es aus berufenem Munde...

 

Dann fiel im Spitzenspiel die Entscheidung: Lukas Wisthaler griff bei einem Endspiel zwei Türme gegen Dame daneben und verschenkte damit ein sicheres Remis, wie Gerd Schacher in einer Analyse anmerkte. Damit stand Gröden als Sieger dieser Begegnung fest, aber würde es für den Spitzenreiter dennoch zum Titelgewinn reichen? Die theoretische Möglichkeit bestand ja noch...

 

Die Minen verfinsterten sich bei den Naturnser immer mehr, wozu es bei einem Blick auf das noch laufende Brett zwischen Elmar Thaler und Giovanni Benaglia auch allen Grund gab. Der bedauernswerte Christoph Pichler quittierte schließlich seine Niederlage zur schicksalhaften Niederlage der Naturnser. Um 20.45 Uhr brachen die Überetscher lautstark in Jubel aus: Benaglia reichte Thaler die Hand zum Friedenschluss, und damit stand fest woran niemand mehr richtig glauben wollte: Die SG Tramin/Kaltern war neuer Landesmeister, die Sensation war perfekt. "Unglaublich! An den Titelgewinn haben wir wirklich nicht mehr geglaubt, denn zwei Runden vor Schluss hatten wir noch drei Punkte Rückstand, jetzt haben wir einen Punkt Vorsprung...", sagte Gerhard Bertagnolli.

 

Im Schatten der Ereignisse standen die übrigen Begegnungen. Bei einer "normalen" Spielrunde hätte der Sieg von Bruneck/Brixen 2 gegen Klausen, der der Mannschaft den Klassenerhalt sicherte,  gewiss für dicke Schlagzeilen gesorgt. Der hohe Sieg von Arci Scacchi gegen Naturns Jambo 2 war damit bedeutunglos. Beide  müssen die A-Liga verlassen.

 

In der B-Liga trennten sich im Entscheidungsspiel St. Martin und Ridnaun unentschieden. Die Mannschaft aus dem Passeiertal sicherte sich damit erstmal in der Vereinsgeschickte einen Platz in der A-Liga.

Im Abstiegskampf zog CSK Merania 2 mit einem 3:2-Sieg gegen Richter/Lask 2 den Kopf aus der Schlinge und bleibt in der B-Liga. Dem SK Eppan nutzte damit auch der Sieg über Arci Scacchi 2 nichts mehr und nimmt einen der drei Abstiegsplätze ein.

 

Bei der Siegerehrung  wurde der Titelgewinn der SG Tramin/Kaltern zum Anlass genommen, mit einer Schweigeminute an Paul Widmann zu gedenken, der fast auf den Tag genau vor einem Jahr verstarb. Wem der neue Landesmeister die Trophäe widmet, ist wohl nicht mehr schwer zu erraten. Obwohl nicht mehr unter uns, schien er doch irgendwie mit dabei gewesen zu sein...